1951 wunderte sich der Kunstmaler Oluf Høst: „Bornholm ist voller schönem Granit und fleissigen Steinmetzen, aber es gibt keinen einzigen Bildhauer.“ Er würde sicher dem kleinen Skulpturgarten wohlwollend zunicken, der nach und nach vor dem Museum in seiner Heimatstadt entstanden ist.
Zu Høsts eigener Zeit, die Hintergrund für die Errichtung des Museums war, stellte Gudhjem ein Zentrum der dänischen Gemäldekunst dar, so wie es davor die „Skagensmaler“ und die „Fynboerne“ waren. Ausgeprägte Bildhauer waren seltene Vögel. Allerdings sind im Museum selbst einige kleinere Werke von Astrid Noack (1888-1954) ausgestellt, die zeitweise in der Stadt arbeitete.
Die jetzige interessante Landkunst – frei von traditioneller Systematik und Chronologie – hat sich vorimprovisiert, seitdem der Bildhauer Ole Christensen (Granit), Inge Lise Westmann (Gusseisen) und Jun-Ichi Inoue (Granit) bei der Einweihung der ersten eigentlichen Kunsthalle der Insel im Jahr 1990 die ersten Skulpturen hier hinterliessen.
1993 schenkte der Ny Carlsbergfond die Skulpturen dem Museum und fügte 2001 eine Reihe von Granitstelen von Ole Christensen vor dem Gebäude hinzu. Eine weitere Skulptur wurde dem Museum von der Witwe Karin Christensen geschenkt, während Julie Høms keramische Skulptur 2008 durch Mittel vom Brdr. Larsens Fond, Sparekassen Bornholms Fond und Bornholms Regionskommune hinzukam.
Die Jüngsten in der Sammlung sind sieben Skulpturen von Jun-Ichi Inoue, von denen das Museum bereits eine seit ein paar Jahren besitzt, die restlichen sechs wurden dem Museum von der Künstlerwitwe überlassen. Mit Mitteln von Sparekassen Bornholms Fond, Brdr. Larsens Fond und dem 15. Juni Fond konnte das Museum weitere zwei der Skulpturen kaufen.
Mit seiner markanten Platzierung, bei der die Menschen die Kunstwerke täglich sehen, erfüllt der Skulpturgarten einen von Ole Christensens wesentlichen Vorhaben in seinem Wirken: „Wenn die Leute von der Arbeit nach Hause kommen – und wenn es dabei irgendetwas gibt, das ihnen etwas sagt – dann wird der Tag etwas leichter und angenehmer.“
Ole Christensen (1932-2000), der mit den Werken ”Trio”, ”Møde” (Treffen) und ”Fire vækster” (Vier Gewächse) repräsentiert ist, hat seit dem Beginn der 1950’er und bis zu seinem Tod etwa 75 Kunstwerke für öffentliche Gebäude in ganz Dänemark geschaffen, sowie 25 Skulpturen für verschiedene Kunstmuseen im Land. Seine mächtigen, naturinspirierten Werke gaben ihm in der nationalen Presse den Spitznamen „der Bornholmer Granitkönig“.
Der Begriff „Lebensverliebtheit“ war eine unumgängliche Treibkraft. Quasi sein ganzes künstlerisches Univers entspringt aus ganz wenigen, grundlegenden Fruchtbarkeitssymbolen. Genau wie die Bildsprache in primitiven Kulturen, in denen die ganzheitliche Betrachtung noch nicht übertrieben ist.
Zusammen mit der Keramikerin Karin Høj Christensen wohnte und arbeitete er knapp ausserhalb von Olsker, mitten in der Nordbornholmer Natur. Für das Gudhjem Museum kann seine Bedeutung kaum unterschätzt werden. Er war die treibende Kraft hinter der Erweiterung im Jahr 1990, was das Museum in Kunstkreisen landesweit bekannt machte. Und über ein Jahrzehnt lang war er auch Ausstellungsveranstalter zusammen mit der Bornholmer Künstlerin Inge Lise Westman.
Die Malerin Inge Lise Westman (1945 -), ist mit der Skulptur „Klo“ (Klaue) repräsentiert und wurde an der Kunstakademie in Kopenhagen ausgebildet. Seit 1971 wohnt und arbeitet sie auf dem offenen Land oberhalb von Melsted und hat sich zu einer hoch geschätzten Schilderin der umliegenden Natur auf oft sehr grossen Leinwänden entwickelt.
Mit den Jahren haben sich ihre Gemälde zu vitalen Transformationen des respektvollen Zusammenhalts des Unbegreiflichen und Universellen entwickelt, das die Menschen bei einer intensiven Konfrontation mit der Natur erleben können.
Auch bei ihren Skulpturen ist die Natur der Ausgangspunkt. Aber die naturalistischen Elemente sind gereinigt, vereinfacht und verfeinert, sodass der Ausdruck keine Wiedergabe des Individuellen und Greifbaren ist, sondern des Inbegriffes des Formcharakters an sich.
Sie hat in vielen Ländern ausgestellt und ist in unzählen Museen und Sammlungen repräsentiert und mit Auszeichnungen reich belohnt. So hat sie unter anderem die Eckersbergsmedaille (Bronzemedaille der dänischen Akademie für schöne Künste) und das lebenslange Legat des Staatlichen Kunstfonds erhalten.
Jun-Ichi Inoue (1948-2009), der mit den Skulpturen “Top” (Spitze), “Brønd” (Brunnen), “The Ancient” (Der Alte), “Go Through” (Gehe hindurch), “Skald” (Dichter), “Transformation” und “Hexagon” repräsentiert ist, kam im Jahr 1973 nach Dänemark, um an der Kunstakademie in Kopenhagen mit einer Ausbildung von der Musashino Universität in Tokyo im Gepäck zu studieren.
Von seinem damaligen Schwiegervater Ole Christensen ermutigt, liess er sich ab 1987 bis zu seinem Tod in einer alten Steinmetzwerkstatt zwischen Olsker und Rutsker nieder, in der es jede Menge Platz für die grossen Skulpturen gab, die nach und nach ihren Weg auf verschiedene Marktplätze in Dänemark und Schweden fanden.
Obwohl das Treffen mit Europa deutliche Spuren in seiner Kunst hinterlassen hat, so war er doch bis zu seinem Tod von der japanischen Kunst, Gartenkunst und der kultischen Steintraditionenen seines Heimatlandes inspiriert. Den gemeinsamen Nenner sieht man unter anderem in der grossen „Soltidens Hus“ Skulptur (Das Haus der Sonnenzeit) auf dem grossen Marktplatz von Rønne. 1998 erhielt er den vornehmen Astrid Noack-Preis (benannt nach der bedeutenden dänischen Bildhauerin).
Julie Høm (1944 – ), die mit der Skulptur ”Aaboen” (Eiderente) repräsentiert ist, wurde in Gudhjem geboren und ist dort auch aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung an der Kunsthandwerkerschule in Kopenhagen hat sie seit 1968 ihre eigene Werkstatt im Holkadalen.
Ihre Naturabstraktionen über alltägliche Erlebnisse – von kleineren bis monumentalen Formaten – haben zu einer umfassenden Ausstellungstätigkeit, Auszeichnungen und einer bedeutenden Museumsrepräsentation in sowohl In- und Ausland geführt.
Während der vergangenen 15 Jahre hat sie sich überwiegend mit grösseren Auftragsarbeiten, wie der Skulptur „Vildgåsen“ (Die Wildgans), der Bispebjerg Allee in Kopenhagen und „Klyden“ (Klydens Plads in Ishøj), sowie mit öffentlichen Aussenrelieffen beschäftigt. Darüber hinaus hat sie im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Kirchenorgeln verziert, so beispielsweise in der Jesuskirche in Kopenhagen und in den Domkirchen zu Helsingør und Lund/Schweden.
Von 2001 bis 2015 war Julie Høm zusammen mit dem Kunsthistoriker Mogens Lau Veranstalterin der umfassenden Ausstellungstätigkeiten im Gudhjem Museum. Und 2001 war sie im Gründerkreis der Ausstellungsvereinigung Holkahesten vertreten.
Peter Tiemroth