DER BAHNHOF VON GUDHJEM UND DIE EISENBAHN

Das Gudhjem Museum ist in dem Gebäude eingerichtet, das als Endstation der 18,1 Kilometer langen Schmalspurbahn (Spurweite 1000 mm) von Almindingen nach Gudhjem aufgeführt wurde. Das Gebäude wurde am 27. Juni 1916 in Dienst gestellt, und am 18. August 1952 als Bahnhof wieder außer Dienst genommen. Anschließend war das Gebäude Busbahnhof – bis die Bornholmer Eisenbahnen DBJ im Jahr 1968 endgültig stillgelegt wurden. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

 

Die drei Bornholmer Eisenbahnlinien 1900-1968

Die Bornholmer Eisenbahnen DBJ bestanden ursprünglich aus drei eigenständigen Eisenbahngesellschaften.

 

  1. Die Bahnstrecke von Rønne H nach Nexø über Aakirkeby wurde im Dezember 1900 eröffnet und im September 1968 still gelegt. Im Jahr 1901 wurde eine in der dänischen Eisenbahngeschichte einzigartige Bahnstrecke in Form einer Nebenstrecke von Aakirkeby nach Almindingen eröffnet, eine Ausflugsbahn in den Wald, die nur während des Sommers in Betrieb war, bis die Gudhjembahn ihren Dienst aufnahm.
  2. Die Bahnstrecke von Rønne N nach Allinge (Sandvig) wurde im Mai 1913 eröffnet und im September 1953 wieder geschlossen, und schließlich
  3. Die Bahnstrecke von Alsmindingen nach Gudhjem, die 1916 begann und 1952 wieder still gelegt wurde.

 

Aus drei mach eins – die Fusion der Bornholmer Eisenbahnlinien 1934

Nach vielen und langen Verhandlungen fusionierten die drei Eisenbahngesellschaften im Jahr 1934 und wurden zu „De Bornholmske Jernbaner“. Allerdings wurde erst acht Jahre später, 1942, ein gemeinsames Fahrkartensystem eingeführt.

 

Die Architekten hinter den Bornholmer Bahnhofsgebäuden

Die Bahnhofsgebäude entlang der Strecke Rønne-Nexø wurden vom Architekt Mathias Bidstrup entworfen, während Architekt Ove Funch-Espersen der Meister der Statiosngebäude entlang der Rønne-Allinge-Bahn war. Beide Architekten waren Bornholmer – und auf der Gudhjembahn wünschte man sich „neues Blut“.

 

Architektenwettbewerb mit keinem klaren Gewinner

Aus diesem Grund wurde ein Architektenwettbewerb mit zwei Prämien ausgeschrieben: 500 Kronen als 1. Prämie und 200 Kronen als 2. Prämie. Zum Einsendeschluss am 25. März 1915 hatte man insgesamt 47 Vorschläge erhalten.

 

Allerdings wurde keiner der eingereichten Vorschläge als angemessen erachtet, weshalb man den Architekten Aage Rafn und Kay Fisker aus Kopenhagen eine Anerkennungsprämie in Höhe von der Hälfte der 1. Prämie auszahlte und dem Architektenpaar T.H. Hjejle und Niels Rosenkjær aus Kopenhagen eine Anerkennungsprämie in Höhe der Hälfte der 2. Prämie.

 

Neuerliche Entwurfsrunde mit alten Bekannten

Aufgrund der Empfehlungen der Jury nahm man anschließend Kontakt zu den Architekten Fisker und Rafn auf und bat diese, einen komplett neuen Entwurf einzureichen.

 

Allerdings meldete sich etwa zur gleichen Zeit das dänische Post- und Telegrafenbehörde mit einer Anfrage, inwieweit man ein neues Posthaus am Bahnhofsgebäude errichten könne.

 

Postamt im neuen Bahnhofsgebäude?

Dies verzögerte den Prozess um ein Jahr, und als man in der Zeitung von den Plänen erfuhr, dass oberhalb der Stadt ein neues Posthaus errichtet werden sollte, führte dies zu einem Proteststurm unter den Einwohnern der Stadt: Warum um Himmels Willen, sollte man künftig an den Stadtrand, um zur Post zu gelangen? Das Projekt wurde daraufhin wieder fallen gelassen.

 

Der endgültige Entwurf bedeutet eine Kostenreduktion und die Verkleinerung des Gebäudes

Der Bahnhofskomplex in Gudhjem bestand schließlich, außer dem Bahnhofsgebäude selbst, auch aus einem Eisenbahnschuppen, sowie einem Unterstand für Eisenbahnwaggons und einem Warenlager.

 

Allerdings gaben die ersten geänderten Pläne Anlaß zu Problemen, nachdem man die ganzen Baukosten durchgerechnet hatte. Wegen der Preisentwicklung sah man sich dazu gezwungen, die Größe der Gebäude zu verringern. Das bedeutete eine komplette Überarbeitung der Entwürfe für den Bahnhof Gudhjem.

 

Der erste Projektentwurf sah einen in sich geschlossenen Gebäudekomplex mit einem hohen, steilen Ziegeldach vor, der hervorstehende Dachgauben enthielt, die die zurückstehenden Gebäudeteile hervorheben sollten.

 

Pompöses Aussehen unterstreicht den Charakter des Endbahnhofes

Statt dessen begnügte man sich am Ende mit dem langgezogenen Gebäude, der viel mehr im Einklang mit dem örtlichen Baustil war und im Übrigen auch kein großes Aufheben um sich selbst machte.

 

Man behielt allerdings den mit Dachschindeln bekleideten Ausguck. Um zu betonen, dass es sich bei dem Gebäude um ein Haupt- und Endbahnhof handelte, wurde die Fassade zum Stationsvej hin völlig symmetrisch gestaltet, mit wenigen und kleinen Fenstern, sowie mit pompösen Säulen und Laternen auf jeder Seite des Haupteingangs.

 

Das Innere des Bahnhofsgebäudes

Das Innere des Gebäudes ist reichhaltiger verziert und ausgeschmückt, als die anderen Bahnhofsgebäude entlang der Strecke. Der Wartesaal mit den schmucken „Sitzen“ in Form von festen Bänken am Nordgiebel mit relativ viel Platz für Reisende und Gepäck. Ausserdem wurde ein Zollzimmer eingerichtet.

 

Die Wohnung des Stationsvorstehers nahm einen kleineren Teil am südlichen Ende des Gebäudes ein, hatte aber eine eigene Küche. Eine schöne gerade Treppe führt zu den Schlafzimmern im ersten Stock und ist wie auch der Flur mit einem verputzten Gewölbe versehen.

 

Gudhjem, Februar 2012
Mogens Lau.